Ob Kaltstart oder heiße Fahrt – Auf den Motor muss man sich verlassen können. Perfekte Startwilligkeit im Winter, ein runder Leerlauf, eine ruhige Tempofahrt und ruckfreies Beschleunigen auch an heißen Tagen sind Kriterien, die zum einen durch die technische Motorkonzeption bestimmt werden, zum anderen aber auch besondere Anforderungen an den Kraftstoff stellen.
Die Anforderungen an Ottokraftstoffe, die in der Produktion erfüllt werden müssen, sind vielfältig. Sie resultieren aus Gesetzen und Vorschriften, der Verteilerkette sowie der Anwendung im Motor. Durch Verordnungen sind Mindestanforderungen in europäischen EN- und deutschen DIN-Normen festgelegt.
Für Ottokraftstoffe ist dies die DIN EN 228: Kraftstoffe für Kraftfahrzeuge- unverbleite Ottokraftstoffe – Anforderungen und Prüfverfahren
In Deutschland gibt es aus Umweltschutzgründen seit 1997 keinen verbleiten Ottokraftstoff mehr. Die früher üblichen verbleiten Sorten unterschieden sich in einer Oktanzahl-Differenz von etwa 6 bis 7 Einheiten. Mit Einführung der Abgaskatalysatoren Mitte der 80er Jahre wurde das Ende für die verbleiten Kraftstoffe eingeleitet, aufgrund der Bleiunverträglichkeit der Katalysatoren.
Bei den ersten bleifreien Sorten lag der Unterschied zwischen Normal- und Superbenzin nur noch bei rund 3 Oktanzahlen, woraufhin die Fahrzeugindustrie ihre Motoren mehr und mehr auf „Super” auslegte. Seit 1989 bietet die Mineralölindustrie mit SuperPlus eine weitere bleifreie Sorte mit einer Oktanzahl von ROZ 98 an. Insbesondere die Modelle im Hochleistungsbereich werden seitdem daraufhin abgestimmt.
Der Kraftstoff muss diverse Anforderungen des Fahrzeuges bestmöglich erfüllen. Konkret heißt dies: Nach einer langen, kalten Nacht muss der Motor genauso leicht starten wie im Sommer, wenn nach kurzem Zwischenstopp der stark aufgeheizte Motor wieder angelassen wird. Der Motor darf im Leerlauf nicht ausgehen und bei Höchstbelastungen nicht unregelmäßig arbeiten. Auch unter ungünstigen Bedingungen dürfen sich keine störenden Rückstände im System bilden, die eine optimale Freisetzung der Energie, die durch Zündung und Verbrennungsvorgang entsteht, behindern.
Negative Wechselwirkungen zwischen Ottokraftstoff, Motor- und Fahrzeugsystem und Umwelt gilt es zu vermeiden. Über allem steht die bedeutendste Anforderung: Niedriger Verbrauch bei minimalen Schadstoffemissionen.
Für einen sicheren Kaltstart muss der Kraftstoff möglichst leichtflüchtig sein; die Siedekurve muss dafür niedrig, der Dampfdruck dagegen hoch sein. So wird das Starten und Warmlaufen erleichtert, da anderenfalls eine ungenügende Verdampfung zur Abmagerung des Gemischs bzw. zur übermäßigen Kraftstoffkondensation führen würde.
Die Anforderungen eines heißen Motors sind genau entgegengesetzt. Unter ungünstigen Bedingungen können Teile des Kraftstoffsystems so heiß werden, dass ein zu großer Anteil des Benzins verdampft. Die Folgen können "Dampfblasenbildung" in der Kraftstoff-Förderpumpe oder im Einspritzsystem sein, wodurch die Benzinzufuhr unterbrochen bzw. das Gemisch überfettet wird.
Der Kraftstoff muss an diese unterschiedlichen, sich teilweise widersprechenden Anforderungen so angepasst werden, dass ein reibungsloses, sicheres und schonendes Zusammenspiel möglich wird. Markenhersteller mischen daher den Basiskraftstoffen bestimmte chemische Wirksubstanzen bis zu 0,5 Gewichtsprozent bei. In der ständigen Weiterentwicklung der optimalen Zusammensetzung und Zusätze liegt der Schlüssel für den Qualitätskraftstoff.